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RICHARD UND EMIL LANGE – AUFSTIEG UND WELTRUHM

1868 wird Ferdinand Adolph Langes Sohn Richard offiziell zum Teilhaber des väterlichen Unternehmens, das damit seinen heutigen Namen erhält: „A. Lange & Söhne“. 1871 tritt der zweitgeborene Emil an die Seite seines Bruders. 1875, nach dem Tod des Vaters, übernehmen sie gemeinsam die Manufaktur. Die beiden ergänzen sich ideal: Richard Lange ist ein herausragender Uhrenkonstrukteur, wissenschaftlich so begabt wie interessiert – mit seinen Patenten bringt er die Präzision der Zeitmessung immer weiter voran. Emil Lange hingegen ist ein ausgezeichneter Kaufmann mit exzellentem ästhetischen Gespür: Er weiß genau, was die Uhrenliebhaber seiner Zeit begeistert.

Wertvoll und weltberühmt – die Taschenuhren

Emil Lange wird für seine Verdienste als Juror auf der Pariser Weltausstellung und für die Präsentation des „Jahrhunderttourbillons“ das Ritterkreuz der französischen Ehrenlegion verliehen. Dieses „Jahrhunderttourbillon“ sorgt aufgrund seiner ausgefeilten Konstruktion für Aufmerksamkeit; aber auch die sorgsam gearbeitete Emailleminiatur auf der Vorderseite des Gelbgoldgehäuses begeistert das Publikum in Paris: Vor der Kulisse von Paris zeigt sich Minerva als Symbol für den Sieg des Friedens in der Welt – dank Fortschritt, Technik und Handwerkskunst.

Die Uhr für den Sultan

1898 überreicht Kaiser Wilhelm II. (1859–1941) dem Sultan des Osmanischen Reichs während seiner ersten Reise in den Orient eine prächtig geschmückte Taschenuhr als Gastgeschenk. Die Vorderseite des Gehäuses zeigt ein in Brillanten gefasstes Emailleporträt des deutschen Monarchen, die Rückseite die Kaiserkrone und ein in Brillanten gefasstes „W“. Der Bügelring wird durch zwei aufsteigende Delphine getragen, das Uhrwerk ist zusätzlich vergoldet und der Unruhkloben ist von Hand graviert. Typisch für die meisten 1A-Qualitäten von Lange sind auch die Goldschrauben an der Kompensationsunruh sowie die Ausstattung mit Goldanker und goldenem Hemmrad. Kaiser Wilhelm nimmt eine lange Wartezeit in Kauf, weil weltweit nirgendwo eine vergleichbare Qualität zu haben ist.

Das Geschenk des Märchenkönigs

Ludwig II. (1845–1886), König von Bayern, liebt das Prachtvoll-Schöne: Sein Schloss Neuschwanstein macht ihn zum „Märchenkönig“ – und lockt noch heute Millionen von Besuchern an. Auch Ludwig II. bestellt bei der Lange-Manufaktur einen Zeitmesser für seinen liebsten Wagner-Opernsänger, Heinrich Vogl, der anlässlich der Uraufführung der Oper „Die Walküre“ um 1870 im Königlichen Hof- und Nationaltheater München singt. Das Gehäuse der Taschenuhr enthält auf den einzelnen Deckeln fünf Opernszenen in Emaille. Auch dieses Werk hat 1A-Qualitäten und einen Diamantdeckstein.

Die Grande Complication Nr. 42500

Von der Grande Complication Nr. 42500 – bestellt 1902 von Heinrich Schäfer in Wien – wird nur ein Exemplar jemals gebaut und verkauft. Der Name Grande Complication ist mehr als berechtigt, das Modell gilt als das komplizierteste Werk, das das Unternehmen je verlassen hat: Die Uhr verfügt über ein Schlagwerk mit kleinem und großem Geläut (Petite et Grande Sonnerie), eine Minutenrepetition und einen Rattrapante-Chronographen mit blitzender Sekunde (Seconde Foudroyante) und 60-Minuten-Zähler. Außerdem hat sie einen ewigen Kalender mit Mondphasenanzeige. All das verbirgt sich in einem wunderbar ziselierten und handgravierten Gold-Savonette-Gehäuse mit klassischer Graff-Gravur. Das Werk in Neusilber in 1A-Qualität wird mittels dreier Federhäuser angetrieben.

Beobachtungsuhren und Taschenchronometer

Im 19. Jahrhundert erobern Flugpioniere wie Ferdinand Graf von Zeppelin mit ihren Konstruktionen die Luft, und der Geophysiker Erich von Drygalski sticht zur ersten deutschen Südpolarexpedition in See. Zur Navigation und für wissenschaftliche Messungen sind präzise, gut ablesbare Uhren notwendig. Und so werden bei A. Lange & Söhne eigens für diese Zwecke Zeitmesser entwickelt: die wissenschaftlichen Taschenchronometer mit Kette-Schnecke-Mechanismus und die Beobachtungsuhren.

Richard Lange entwickelt eine neue Spiralenlegierung

Richard Langes Neffen Otto, Rudolf und Gerhard Lange lenken inzwischen die Geschicke des Unternehmens, er selbst ist 84 Jahre alt. Immer wieder entwickelt Richard Lange neue Lösungen für komplexe uhrenmechanische Probleme. So kommt er 1930 bei der Lektüre eines Beitrags zweier Siemens-Ingenieure auf die Idee, die Elastizität der Unruhspirale durch die Beimischung eines geringen Prozentsatzes von Beryllium zu verbessern. Richard Lange meldet sofort ein Patent an: Nr. 529945 für eine „Metallegierung für Uhrenfedern“. Später vermarktet der Schweizer Uhrentechniker Richard Straumann diese Entdeckung unter dem Namen „Nivarox®-Spirale“. Diese Spirale wird heute noch in den meisten mechanischen Qualitätsuhren eingesetzt.

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