Oft sind es nur wenige Elemente, die einen unverwechselbaren Stil schaffen. Neben dem Design prägen traditionell konstruktive Merkmale die Handschrift von A. Lange & Söhne. Besonders klar ausgebildet finden sie sich in den Modellen der 1815-Uhrenfamilie. Die Uhrenfamilie, deren Name sich aus dem Geburtsjahr von Ferdinand Adolph Lange ableitet, verbindet die Kennzeichen einer weit in das 19. Jahrhundert zurückreichenden Tradition mit dem uhrmacherischen Wissen von heute zu einem Gesamtkunstwerk von schlichter Perfektion.
Der Kenner bräuchte nicht einmal den Markenschriftzug „A. Lange & Söhne“ auf dem Zifferblatt zu lesen, um zu erkennen, dass er eine Lange-Uhr vor sich hat. Ebenso gut würde ein Blick durch den Saphirglasboden auf das Uhrwerk genügen. Neben der Dreiviertelplatine sind es Details wie der handgravierte Unruhkloben, die traditionelle Schraubenunruh oder die von thermisch gebläuten Schrauben gehaltenen Goldchatons, die eine zweifelsfreie Zuordnung erlauben. Die mit einem Sonnenschliff dekorierten Räder des Aufzugs sind eine Reminiszenz an die Konstruktion der Taschenuhren. Die folgenden Bilder nehmen den Kanon klassischer Lange-Elemente genauer unter die Lupe.
Gebläute Schrauben
In der Zweitmontage werden die Arbeitsschrauben durch makellose, thermisch gebläute Schrauben ersetzt. Durch langsames Erhitzen erhalten sie bei etwa 300 Grad Celsius ihre charakteristische Färbung. Der Stahl überzieht sich mit einer hauchdünnen Magnetitschicht, die durch Interferenzeffekte – also die Überlagerung von Lichtwellen – kornblumenblau schimmert. Auf den neusilbernen Brücken und Platinen kommen die blauen Schrauben besonders gut zur Geltung.
Dreiviertelplatine
Die Dreiviertelplatine ist eines der wichtigsten traditionellen Elemente von A. Lange & Söhne. Sie wurde im Jahr 1864 von Ferdinand A. Lange eingeführt und hat sich seitdem zu einem charakteristischen Merkmal des Glashütter Uhrenbaus entwickelt.
Die Dreiviertelplatine dient der Lagerung des Räderwerks. Wegen des gleichzeitigen Aufsetzens auf mehreren Wellen werden für ihre Montage eine ruhige Hand sowie viel Zeit und Sorgfalt benötigt. Im Vergleich zu den sonst verwendeten Einzelbrücken macht diese Konstruktionsform ein Uhrwerk wesentlich stabiler. Zudem können mit einer Dreiviertelplatine nicht nur die Achsabstandstoleranzen der Räder reduziert werden – gerade in den historischen Taschenuhren wurde das Uhrwerk auch resistenter gegen Verschmutzung.
Handgravierter Unruhkloben und Schwanenhalsfeder
Die Gravur auf dem Unruhkloben ist der handwerkliche Fingerabdruck, der jede Lange-Uhr zum Unikat werden lässt. Das kleine Bauteil wird von einem Meistergraveur in freiem Schnitt mit einem floralen Muster versehen. Zu den weiteren Merkmalen des Uhrwerks gehört eine Schwanenhalsfeder mit seitlicher Stellschraube. Damit lässt sich eine Feineinstellung des Abfalls vornehmen.
Schraubenunruh
Eine klassische Schraubenunruh bestimmt den Gang vieler Modelle von Lange. Vier ihrer Schrauben sind regulierfähig. Dreht man sie nach innen, verringert sich das Trägheitsmoment der Unruh, und sie schwingt schneller. Dreht man die Schrauben hingegen nach außen, so wird die Unruh langsamer. Auf diese Weise lässt sich die Uhr in den verschiedenen Lagen regulieren, bis sie optimale Gangwerte hat. Gleichzeitig lässt sich mit den Schrauben eine etwaige kleine Unwucht beseitigen.
Gangreserveanzeige AUF/AB und gebläute Stahlzeiger
Klassische Elemente finden sich auch auf den Zifferblättern. Die Form der Gangreserveanzeige mit der Kennzeichnung „AUF“ für Vollaufzug und „AB“ für das abgelaufene Federhaus hat bei A. Lange & Söhne Tradition.
Zeiger aus gebläutem Stahl sorgen in Verbindung mit schwarzen arabischen Ziffern und der klar gestalteten Minuterie im Stil „Chemin de fer“ für perfekte Ablesbarkeit. Zugleich erinnern diese Merkmale an die große Tradition historischer Lange-Taschenuhren.
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