Ein Auftrag mit Folgen
Ein „respektabler Chronometer“, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hatte, so lautete der Auftrag an den Meisteruhrmacher Johann Christian Friedrich Gutkaes, als er Ende der 1830er Jahre gebeten wurde, eine Uhr für das neue Opernhaus in Dresden zu bauen. Der Uhrmacher, der auch die Objekte des Mathematisch-Physikalischen Salons im Dresdner Zwinger betreute, entwickelte diese Uhr vermutlich in seinem Atelier gleich um die Ecke des königlichen Schlosses, wo er auch seinen späteren Schwiegersohn Ferdinand Adolph Lange von 1830 bis 1835 zum Uhrmacher ausgebildet hatte. Am 12. April 1841 wurde die Dresdner Semperoper eingeweiht, damals noch Königliches Hoftheater genannt und vom Architekten Gottfried Semper erbaut. Die prominente Bühnenuhr sorgte für Furore und galt als Meisterwerk sächsischer Uhrmacherkunst.
Neue Design-Ansätze
Das außergewöhnliche Design könnte von französischen Uhren aus dem 17. Jahrhundert inspiriert worden sein, die die Zeit mithilfe von zwei umrahmten Ziffernscheiben oder Rädern wiedergaben. Möglicherweise diente auch die digital anzeigende Bühnenuhr der Mailänder Scala als Vorbild. Johann Christian Friedrich Gutkaes entschied sich bei seiner Fünf-Minuten-Uhr für einen innovativen Ansatz mit zwei stoffbespannten Walzen und darauf aufgedruckten Ziffern, angetrieben von einem Räderwerk hinter einem Rahmen mit zwei Fenstern. Die Uhr zeigte die Stunden mit den römischen Ziffern I bis XII und die Minuten mit arabischen Ziffern von 5 bis 55 an, wobei die Minutenanzeige zur vollen Stunde leer blieb. Als wir nach der Neugründung 1990 das Großdatum entwickelten, übernahmen wir dieses Konzept: Das linke Fenster bleibt ebenfalls vom ersten bis zum neunten Tag des Monats leer.
Gutkaes entwickelte und baute die Uhr zusammen mit seinen Mitarbeitern, darunter sein Geschäftspartner und späterer Schwiegersohn Ferdinand Adolph Lange. Warum sie die Uhr mit Zahlenwalzen umsetzten, ist nicht bekannt, aber die plausibelste Erklärung ist, dass die Anzeige bis in die hinteren Sitzreihen lesbar sein musste. Die Walzen, die einen Durchmesser von etwa 160 Zentimetern hatten, konnten Ziffern mit einer Höhe von etwa 40 Zentimetern darstellen. Der Platz im Proszenium über der Bühne reichte für eine ähnlich gut ablesbare, aber analoge Anzeige nicht aus.
Nach der Katastrophe
1869 zerstörte ein Großbrand das erste Dresdner Opernhaus und seine berühmte Bühnenuhr. Ludwig Teubner, ein Schüler von Gutkaes, erhielt den Auftrag, im Rahmen des Wiederaufbaus eine neue Uhr anzufertigen. Das Ergebnis war eine Großuhr, die Elemente traditioneller Turmuhren mit den Design-Prinzipien der klassischen Uhrmacherei verband. Sie wurde von Teubners Werkstatt und der heute noch bestehenden Turmuhrenfabrik Zachariä nach den damals neuesten Standards konstruiert. Ludwig Teubner, sein Schwiegersohn Ernst Schmidt und sein Enkel Felix Schmidt betreuten diese zweite Uhr über drei Generationen hinweg.
Das Funktionsprinzip der zweiten Fünf-Minuten-Uhr ist in einem Modell im Maßstab 1:10 erhalten, das 1896 von Hugo Leipold und Otto Herrmann, beides Gesellen Teubners, nachgebaut wurde. Nach dessen Tod wurde es an Herrmann weitergegeben, der später auswanderte und es nach Hawaii mitnahm. Von dort gelangte es 1951 zurück an Teubners Enkel Felix Schmidt. Dieser schenkte es 1980 dem Mathematisch-Physikalischen Salon in Dresden, wo es noch heute ausgestellt wird.
Vorbote einer neuen Ära
Zum Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Semperoper gehörte auch die Anfertigung einer neuen Fünf-Minuten-Uhr. Diese inzwischen dritte Version der Uhr wurde von einem Expertenteam unter der Leitung der Ingenieure Klaus Ferner und Harry Julitz geschaffen. Die Rekonstruktion der Großuhr umfasste auch eine sorgfältige Modernisierung der Antriebstechnik und nahm über sechs Jahre in Anspruch.
Seit der feierlichen Einweihung der aufwendig restaurierten Semperoper am 13. Februar 1985 erfreut die lautlos weiterschaltende Fünf-Minuten-Uhr hoch über der Bühne wieder Besucher aus aller Welt.
Symbol Lange'scher Uhrmacherkunst
Nur ein paar Jahre später, Anfang der 1990er Jahre, wurde die Fünf-Minuten-Uhr auf eine besondere Weise geehrt, als ihre markante Zeitanzeige das Großdatum unserer LANGE 1 inspirierte. Walter Lange, der Urenkel von Ferdinand Adolph Lange, präsentierte den neuen Zeitmesser am 24. Oktober 1994 im Dresdner Residenzschloss. Ebenso wie bei seinem großen Vorbild war auch hier die bessere Lesbarkeit der Grund für Innovation. Die asymmetrisch angeordneten Anzeigen erzeugen in Kombination mit dem Großdatum eben jene Spannung, die die LANGE 1 zu unserem markantesten Zeitmesser macht.
Die LANGE 1-Uhrenfamilie
Die LANGE 1-Uhrenfamilie
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