Er prägt als „August der Starke“ die sächsische Geschichte: Prinz Friedrich August I. von Sachsen (1670–1733) inszeniert sich als absolutistisch strahlender Herrscher und verfolgt seine Ziele konsequent. Sein Maßstab ist die Perfektion. Das zeigen der gezielte Verwaltungsaufbau und die geschickte Wirtschaftspolitik – ebenso wie seine Förderung von Kunst, Architektur, Handwerk und Wissenschaft. Diese ausgeprägte Leidenschaft entsteht, weil er als Zweitgeborener nicht für den Thron vorgesehen ist. Der junge sächsische Prinz lässt sich deshalb zunächst staunend auf die Welt des Adels ein. Auf seiner „Kavalierstour“ reist er im Alter zwischen 17 und 19 Jahren inkognito als Graf von Meißen durch Europa und lernt das Leben an allen bedeutenden Höfen kennen. Als sein älterer Bruder stirbt, tritt Friedrich August mit 24 überraschend doch das Amt des Kurfürsten an.
Hochburg für Kunst, Kultur und Wissenschaften
August der Starke setzt sichtbare Zeichen: Er verwandelt das Renaissance-Städtchen Dresden in eine imposante barocke Hochburg für Kunst und Kultur, gibt den Auftrag zum Bau von Frauenkirche und Japanischem Palais sowie zur Erweiterung des Zwingers. In dieser Zeit wird auch das Hartporzellan erfunden und die staatliche Manufaktur in Meißen gegründet. August der Starke feiert legendäre Feste mit Pomp und Pracht, die sich manchmal über Monate erstreckten – wie es dem Zeitgeist an den großen europäischen Höfen entspricht. Für die Hochzeit seines Sohns mit Prinzessin Maria Josepha von Österreich 1719 lässt er den Zwinger in ein Festareal verwandeln, damit die erlesene Gesellschaft in angemessenem Ambiente feiern kann. Beim großen Karneval vom 22. Mai bis zum 2. Juli 1709 gibt es unter anderem ein Karussell der vier Erdteile, einen Götteraufzug, eine Bauernwirtschaft mit acht Nationen sowie ein Vogel- und ein Nachtschießen. Die Feste sind auch eine Investition und Förderung von Kultur und Handwerk: Für die Ausgestaltung des spektakulären Programms werden alle verfügbaren Künstler und die besten Manufakturen Sachsens beauftragt.
August ist ein begeisterter und manchmal überschwänglicher Kunstliebhaber und -sammler. Das berühmte Werk „Hofstaat zu Delhi am Geburtstag des Großmoguls Aureng-Zeb“ des Goldschmieds und Hofjuweliers Johann Melchior Dinglinger ist mit 60.000 Talern so teuer, dass es dem heutigen Wert von 1,2 Millionen Euro entspräche. August der Starke kann die Summe nicht sofort aufbringen – er muss sie fünf Jahre lang abbezahlen. Doch August sammelt Kunst nicht nur für sich: 1724 macht er das Grüne Gewölbe den Bewohnern und Besuchern der Stadt öffentlich zugänglich.
Königliches Cabinet der mathematischen und physikalischen Instrumente
Die von Kurfürst August 1560 gegründete Kunstkammer ist inzwischen voll mit Sammelstücken. Die Vielfalt und Unordnung in der Sammlung wird den neuen wissenschaftlichen Ansprüchen nicht mehr gerecht. Also lässt August der Starke zunächst die Gemälde aussortieren – und reserviert 1728 im Obergeschoss des Dresdner Zwinger-Pavillons Räume für ein spezielles „Mathematisches Instrumenten-Cabinet“. Neben Erd- und Himmelsgloben, astronomischen und geodätischen Geräten, Barometern, Thermometern und detailreich verzierten Instrumenten zum Rechnen, Zeichnen und für Messungen aller Art gehören von Anfang an Sonnenuhren zu den Prunkstücken des „Cabinets“.
Zu den wertvollsten Objekten des Mathematisch-Physikalischen Salons zählt die Planetenlaufuhr von Eberhard Baldewein (1525–1593), die zwischen 1563 und 1568 in Marburg und Kassel entsteht. Das Gehäuse besteht aus Messing, teils feuervergoldet und teils versilbert. Das technisch wie künstlerisch beeindruckende Objekt zeigt die Erde noch im Zentrum samt den damals sieben bekannten Planeten, die die Erde umkreisen.
Die Vermessung der Zeit
1776 wird Johann Gottfried Köhler (1745–1801) vom Hof zum „Inspektor“ berufen, der im Dresdner Zwinger für die „Kunstkammer“ sowie für das „Mathematisch-Physikalische Cabinet“ zuständig ist. Als Astronom, Meteorologe und exzellenter Mechaniker verfügt er über die besten Voraussetzungen, um auf dem Gebiet der Zeitmessung entscheidende Fortschritte zu erzielen. Sieben Jahre später gelingt es ihm, mithilfe einer selbst angefertigten Pendeluhr einen ersten Zeitdienst für das Observatorium im Zwinger einzurichten. Dieser Dienst ermittelt immer mittags die offiziell gültige Zeit für die Stadt und gibt sie an die anderen Uhren weiter. Wohlhabende Bürger können einen ganz besonderen Dienst in Anspruch nehmen: Gegen Bezahlung kommt ein Mitarbeiter des Zeitdiensts regelmäßig ins Haus und stellt die Uhr.
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