Im Jahr 1831 präsentiert Joseph Thaddaeus Winnerl in Paris sein Chronoskop: die erste Taschenuhr, deren Sekundenzeiger sich anhalten und wieder starten lässt, ohne dass dazu das gesamte Uhrwerk angehalten werden muss. Mit dieser Uhr lässt sich erstmals ein Zeitraum messen, ohne dabei die aktuelle Uhrzeit zu verlieren. Im Gegensatz zu heute liegt der dazugehörige Mechanismus noch unter dem Zifferblatt. Zu Winnerls fleißigsten Schülern gehört wenig später Ferdinand A. Lange, der einen Großteil seiner Lehrjahre bei ihm verbringt.
Der erste Schleppzeiger-Mechanismus
In den Jahren bis 1838 entwickelt Winnerl daraufhin den ersten Schleppzeiger-Mechanismus. Er hat zwei übereinander angeordnete Sekundenzeiger, die getrennt voneinander angehalten und wieder gleichgesetzt werden können. Einer davon markiert den Beginn, der andere das Ende eines Ereignisses. Aus der Zeitdifferenz lässt sich die gestoppte Zeit errechnen. Geschickt eingesetzt können auch zwei Zeiten ermittelt werden. Der praktische Einsatz ist noch relativ umständlich, denn beide Zeiger können nicht nullgestellt werden.
Die Erfindung des Nullstellherzens
Adolphe Nicole erhält 1844 ein Patent für einen Mechanismus, mit dem sich der Sekundenzeiger nullstellen lässt. „Herzstück“ dieses Mechanismus ist ein sogenanntes Nullstellherz – wie es auch heute noch bei den meisten mechanischen Chronographen zum Einsatz kommt. Doch erst 18 Jahre später präsentiert er diese Konstruktion in einem Uhrengehäuse. 1862 entsteht die erste Taschenuhr, die alle drei Grundfunktionen beherrscht, die einen Chronographen ausmachen: Start, Stopp und Nullstellung. Auch für den Schleppzeiger ließ sich diese Erfindung anwenden.
Seitentausch und Minutenzähler
Auguste Baud platziert um 1880 den gesamten Chronographen- und Schleppzeiger-Mechanismus erstmals auf der Bodenseite, wodurch sich dessen Einstellung deutlich vereinfacht. Als Konsequenz wird die charakteristische Rattrapante-Zange sichtbar auf dem Werk angeordnet. Außerdem erweitert Baud den Chronographen um einen Minutenzähler, wodurch sich nun auch längere Zeiträume messen lassen.
Schleppzeiger fürs Handgelenk
Um 1912 werden die ersten Armband-Chronographen mit Doppelzeiger angeboten. Die Uhrwerke haben noch Taschenuhrgröße, werden aber immer weiter miniaturisiert, sodass sie um 1930 genauso groß wie normale Armbanduhrenwerke sind. Es ist eine bemerkenswerte uhrmacherische Leistung, die Vielzahl der Hebel, Federn und Zangen auf so kleinem Raum unterzubringen.
Höhepunkt, Niedergang und Renaissance
In den 1940er-Jahren entstehen die ersten Serienrohwerke mit Schleppzeiger-Funktion. Doch schon zwei Jahrzehnte später verschwinden sie fast vollständig vom Markt. Lange Zeit führen Schleppzeiger-Chronographen ein Schattendasein. Erst mit der Renaissance der mechanischen Uhr in den 80er- und 90er-Jahren nimmt das Interesse wieder zu und einige Uhrenmarken stellen neue Modelle vor – häufig mit verbesserten oder innovativen Mechanismen. Bei allen aber bleibt die Schleppzeiger-Funktion auf den Wirkungsbereich des Sekundenzählers beschränkt.
Die erste Doppel-Rattrapante
Mit dem DOUBLE SPLIT von A. Lange & Söhne wird 2004 zum ersten Mal in der Geschichte der Feinuhrmacherei ein Chronograph mit Doppel-Rattrapante realisiert. So verfügt die Uhr nicht nur über zwei Sekundenzähler, sondern auch über zwei Minutenzähler. Rattrapante-Sekundenzähler und Rattrapante-Minutenzähler können separat von den Chronographen-Zeigern angehalten und später wieder synchronisiert werden. Dadurch erweitert sich der Bereich für Zwischenzeitmessungen von 60 Sekunden auf 30 Minuten. Bis heute gibt es keine weitere Manufaktur, die eine solche Funktion anbietet.
Der Gipfel der Rattrapante-Funktion
Läuft schon der DOUBLE SPLIT außer Konkurrenz, geht der 2018 präsentierte Triple Split noch einen Schritt weiter. Er markiert den aktuellen Höhepunkt bei der Entwicklung der Rattrapante-Funktion und gilt als der ultimative Chronograph. Erweitert um ein drittes, getrennt voneinander anhaltbares Zeigerpaar, können die Chronographen- und Rattrapante-Funktionen nun bis zu einer Dauer von 12 Stunden angewendet werden. Dafür ist ein Manufaktur-Uhrwerk notwendig, das in puncto Komplexität seinesgleichen sucht.
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