Nachdem F. A. Lange am 7. Dezember 1845 seine Manufaktur gegründet hat, strebt er systematisch danach, die Werkkonstruktion zu verbessern. Ein technischer Aspekt stört ihn an den Taschenuhrwerken seiner Zeit besonders: Meist sind bei ihnen alle Lager und Räder unter separaten Brücken und Kloben angeordnet. Der Uhrmacher muss sie und die darunterliegenden Räder bei der Montage mühsam in die richtige Stellung zueinander bringen. Es ist ein langwieriger Prozess nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum. Denn sobald man die Position eines einzigen Klobens ändert, müssen die der anderen überprüft und gegebenenfalls korrigiert werden. Außerdem können sich die Kloben im Laufe der Zeit verschieben, sodass die Uhren häufig nachjustiert werden müssen.
Für F. A. Lange ist das keine akzeptable Lösung. Sein Ziel sind zuverlässig herstellbare Zeitmesser von dauerhafter Qualität. Also entwickelt er eine obere Platine, in der die wichtigsten Räder gemeinsam gelagert sind. Die Positionen der einzelnen Lager sind nun unverrückbar. Die neue Konstruktion führt zu einer deutlichen Beschleunigung der Montage, obwohl es viel Geschick erfordert, alle Wellen gleichzeitig in ihre Lager auf der Unterseite der Platine „einzufädeln“. Während einer Entwicklungszeit von fast 20 Jahren optimiert und verfeinert Lange die Konstruktion immer weiter. Dabei wächst die Platine in mehreren Stufen, bis sie 1864 drei Viertel des Uhrwerks bedeckt. Frei bleibt nur der Unruhkloben mit dem Schwingsystem. Ihre endgültige Form steht nun fest: Die Dreiviertelplatine ist geboren.
Die Dreiviertelplatine heute
Nach 1990 wird die Dreiviertelplatine wieder zum typischen Merkmal der Zeitmesser von A. Lange & Söhne. Mithilfe moderner Fräs- und Drahterosionsmaschinen lässt sie sich heute mit höchster Maßgenauigkeit und Toleranzen im Tausendstel-Millimeter-Bereich herstellen. Sie besteht aus naturbelassenem Neusilber, einer Legierung aus Kupfer, Nickel und Zink, die Lange traditionell für alle Gestellteile verwendet. Das Material zeichnet sich durch eine hohe Stabilität und Korrosionsbeständigkeit aus. Es überzieht sich im Laufe der Zeit mit einer schützenden, goldgelben Patina. Eine galvanische Beschichtung ist nicht erforderlich.
Dekoriert mit einem Glashütter Bandschliff kommen die von thermisch gebläuten Schrauben gehaltenen Goldchatons und rubinroten Lagersteine darin besonders gut zur Geltung. So wird jede Dreiviertelplatine zu einer Hommage an den Gründer der sächsischen Feinuhrmacherei.
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